Das Mediationsverfahren
TEIL I – Theorie:
Das Verfahren der Mediation, die Gesprächstechniken, die Rolle der MediatorInnen
Was ist Mediation?
Das Verfahren der Mediation ist ein konstruktives Konfliktlösungsverfahren und wurde in den 60er- und 70er-Jahren in den USA entwickelt. Ende der 80er-Jahre fand die Mediation Einzug in Deutschland. Mediation bedeutet wörtlich übersetzt „Vermittlung“. Im Mediationsverfahren übernimmt ein unparteiischer (allparteilicher) Dritter die Vermittlung zwischen zwei Streitenden (Konfliktparteien).
Die sechs Eckpfeiler der Mediation:
Vermittlung durch einen unparteiischen Dritten: der Mediator ist allparteilich und besitzt keine Entscheidungsgewalt im Rahmen der Lösungssuche und Vereinbarung
Einbeziehung aller Konfliktparteien
Völlige Autonomie: Freiwilligkeit
Direkte und selbstverantwortliche Kommunikation der Parteien
Eine außergerichtliche/informelle Konfliktlösung
Die Selbstbestimmtheit und die Konsensorientierung der Parteien auf eine zukunftsgerichtete Regelung des Konflikts.
- Phasen der Mediation.
1. Phase: Vorphase
Die Konfliktparteien entscheiden sich für die Mediation
Die MediatorInnen vermitteln ein erstes Klärungsgespräch
Die Parteien kommen zusammen: Die MediatorInnen stellen sich und das Verfahren der Mediation vor.
Es findet eine Klärung der Rahmenbedingungen statt: Kosten, Zeit, Ort
2. Phase: Mediationsgespräch
Einleitung:
Die MediatorInnen schaffen eine vertrauensfördernde Atmosphäre: eine gleichwertige Kommunikation soll ermöglicht werden
Die MediatorInnen stellen noch einmal das Verfahren der Mediation vor und erarbeiten die Kommunikationsregeln
Offene Fragen der Parteien werden beantwortet
Die Freiwilligkeit und Bereitschaft der Parteien wird noch einmal explizit erfragt
Konfliktdarstellung:
Jeder bekommt die nötige Zeit und den nötigen Raum seine Sichtweise des Konflikts darzulegen
Die MediatorInnen hören aktiv zu
Die Kommunikation ist allein auf den/die MediatorInnen gerichtet
Konflikterhellung:
Die mit dem Konflikt verbundenen Gefühle werden artikuliert
Die Interessen und Wünsche der Parteien werden herausgestellt
Die Kommunikation wird zunehmend mehr auf das Gespräch zwischen den Parteien verlagert
Die MediantInnen werden aufgefordert das Gehörte zu spiegeln
Lösungssuche:
Die MediantInnen übernehmen das Gespräch
Es werden alle möglichen Lösungswege aufgezeigt: Kreativitätsaufforderung
Übereinkunft:
Die MediantInnen bewerten die Lösungsmöglichkeiten
Die MediatorInnen überprüfen die Lösungen auf ihren Realitätsgehalt
Fragen der Überprüfung und Einhaltung der erarbeiteten Lösung werden besprochen
Die Vereinbarung wird schriftlich festgehalten und von den Parteien unterzeichnet
Das Bilanzgespräch wird terminiert.
3.Phase: Umsetzungsphase
Das Bilanzgespräch wird geführt
Es findet ein Austausch über die Einhaltung des Vertrages statt
Gegebenenfalls werden Korrekturen aufgenommen oder neue Verhandlungen angesetzt
Methoden im Mediationsverfahren:
Aktives Zuhören
Spiegeln
Nachfragen
Offene Fragen
Konkretisieren
Wertschätzung
Inhalte konstruktiv umdeuten
Sequenzielles Zusammenfassen
Perspektivenwechsel
Gemeinsame Lösungssuche:
Brainstorming
Einzelgespräch
Die Rolle der MediatorInnen:
MediatorInnen sind:
allparteilich und gehen empathisch mit den MediantInnen um.
sich bewusst, dass sie nicht bewerten und für die Einhaltung der Regeln verantwortlich sind.
nicht die Gesprächsführenden, sie moderieren und lenken die Parteien nicht auf eine Lösung hin.
sich bewusst, dass sie der Schweigepflicht unterliegen.
bei allen Mediationen freiwillig anwesend und vorbereitet.
für die Parteien da, das bedeutet, sie arbeiten bedürfnisorientiert, ziel- und zukunftgerichtet.